Die Norweger haben mir in meinem Urlaub sicherlich an die 40 Mal "en god tur", d.h. eine gute Tour gewünscht. Ich mag das irgendwie. Es erinnert mich daran, dass das Leben ein Abenteuer ist und nach jeder neuen Begegnung ein Abschied kommt, und das mit Glückwünschen für meinen weiteren Weg. Man sollte jeden Weg genießen, egal welchen.
Ich hatte in meinem Post über die Tipps für deine Norwegenreise ja öfters davon gesprochen, dass ich mal mehr über das Wandern dort schreiben möchte. Norwegen ist ein richtiges Paradies dafür und das wurde mir auch erst mit der Zeit klar. Eigentlich ist alles hier schön und du kannst einfach von der Straße weg in die wilde Natur reinlaufen. Das wäre die ungeplante Variante. Aber natürlich gibt es auch feste Wege und Routen, die du benutzen kannst. Ich möchte in diesem Artikel ein bisschen darüber erzählen, was ich aus Norwegen mitgenommen habe und wie du dich für deine Tour hier am besten vorbereiten kannst.
Über die Landschaften
Wie gesagt, das Wandern ist aufgrund der Natur einfach nur traumhaft hier. Es gibt Wanderrouten in "normale" Gebiete und auch in die Nationalparks, d.h. geschützte Landschaften, die meist von besonderer Schönheit sind. Einer der größten Nationalparks ist sicherlich die Hardangervidda, die garnicht weit von Kristiansand, einem Fährenterminal von dem du aus Dänemark anreisen kannst, liegt. Die Hardangervidda ist geprägt von viel Stein, einer mystischen Atmosphäre und einer gefühlt unendlichen Weite. Man ist auch so hoch, dass man immer wieder mal in den Wolken ist. "Immer wieder mal" war in meinem Fall untertrieben, da ich eigentlich die ganze Zeit nur Wolken um mich hatte. Aber das hat auch bedeutet, die Landschaft von einer ganz anderen tollen Seite zu erleben. Zum Wandern ist es dann nur nicht ganz so ideal, weil du einfach keine Aussicht genießen kannst.
Westlich von Stavanger liegt auch ein richtiges Wanderparadies. Hier befindet sich auch der berühmte "Predigtstuhl", der Preikestolen mit der 600 m hohen Klippe. Beim Preikestolen habe ich dagegen viel Wald, Felsen und Moore mit Birken erlebt. Und an den Fjorden habe ich mich teilweise an meine Landschaft Zuhause in Südbayern erinnert gefühlt, mit grünen Wiesen, Streuobst, Weidetieren, Glockengebimmele und einer tollen Aussicht ins Tal. Empfohlen wurde mir auch der Nationalpark Jontundheimen. Den werde ich sicherlich noch ein anderes mal ansehen. Wie gesagt hast du in Norwegen eine Wahnsinns große Vielfalt an Landschaften, in die du eintauchen kannst.
Auf dem Weg zum Preikestolen
Routenvorbereitung
Auch ich habe am Anfang einfach viel gegoogelt und dachte, ich müsste jetzt den besten und schönsten Weg herausfinden. In Norwegen hat sich das dann verändert. Nachdem ich realisiert habe, dass man eigentlich überall eine Route findet, habe ich an dem Ort, an dem ich war meine App "UT" gezückt und geschaut, was es in der Umgebung so Schönes gibt. Dort sind auch die Hütten eingezeichnet und beschrieben. Wenn du eine einfache Wanderung machen möchtest, dann kannst du dir in der App etwas raus suchen. Wenn du dann die Route deiner Wahl mit der App aufs Handy heruntergeladen hast, dann führt dich die App per GPS sicher durch das Gelände. Sehr praktisch. So machen es wohl die meisten Norweger, habe ich mitbekommen. Alternativ kannst du einen GPS-Tracker verwenden, so wie ich es auch mache, wenn ich alleine unterwegs bin. Ich habe noch einen Garmin InReach Mini 2 (mit Satellitenabo) dabei, um im Notfall auch Kontakt zur Außenwelt aufnehmen zu können. Navigieren kann er auch ganz normal und er beschwert sich sogar mit merkwürdig außerirdisch-klingenden Lauten, wenn ich von der Route abkomme.
Wenn du die Wanderung antrittst sind die Wege ganz gut beschildert. Das rote "T", oft aufgemalt auf Steine, weißt dir den Weg durch das Gelände. Viele der Wege sind auch gut präpariert mit Stufen aus Felsen, Holzstreu oder auch Holzbrücken. Ich habe auch öfters gehört und gelesen, dass die Zeitangaben nicht ganz dem deutschen Standard entsprechen sollen. Das bedeutet, dass eine "Norwegerstunde" circa zwei Stunden für uns bedeuten würden. Da ich nicht so lange gewandert bin, kann ich das gerade schlecht beurteilen. Es sei an dieser Stelle aber einmal gesagt!
Haukeliseter Fjellstue
Die Hütten
Wofür ich Norwegen besonders lieben gelernt habe, sind seine Hütten. Es gibt tausende davon, zumindest gefühlt. Ich glaube, ich habe noch nie so viele Hütten gesehen und auch erlebt wie in meiner Zeit hier. In der App UT kannst du dir die Hütten des Norwegischen Wandervereins DNT ansehen. Wenn du sie mal öffnest und die vielen Markierungen darin siehst, wirst du wissen, wovon ich spreche.
Die Hütten haben unterschiedliche Kategorien: Es gibt "betjente" (bediente", "selvbetjente" (selbstbediente) und "ubetjente" (unbediente) Hütten. Das bedeutet, die erste Kategorie sind Hütten mit einem Service. Dabei handelt es sich meist um die größeren Hütten mit vielen Schlafplätzen wie beispielsweise die Haukeliseter Fjellstue mit einem Restaurant, einer Sauna, einem Konferenzraum und vielem mehr. Die "selfbetjente" Hütten sind sicherlich eine große Anzahl davon. Das tolle an den Hütten ist, dass man sich nur einen Hüttenschlafsack mitnehmen muss. Essen findet man in der Speisekammer vor Ort, d.h. man kann sich das "Travelfood"-Schleppen sparen. Ich habe viele getroffen, die von dieser Hüttenart von einer zur nächsten sind. Die Hütten liegen dabei meist eine Tagestour-Entfernung auseinander, d.h. einer Gehzeit von ca. 5-7 Stunden. Meine Angaben beruhen hier auf Aussagen aus Gesprächen und was ich in der App so gesehen habe. Also Gnade, wenn es mal anders ist ;-). Die letzte Hüttenart sind die "ubetjenten" Hütten, d.h. die unbedienten. Hier gibt es meist kein fließendes Wasser und Strom. Es sind echte Selbstversorgerhütten und man kann sie eher als Schlafplatz betrachten.
Noch zu erwähnen wären die sogenannten "Dagshytta", Tageshütten. Diese Hütten sind als Ausflugsziele gedacht, um dort Brotzeit zu machen oder auch bei schlechtem Wetter die Aussicht genießen zu können. Hier darf man nicht übernachten. In meiner Dagshytta im Süden war ein Kachelofen, Fälle, Sitzmöglichkeiten, eine Toilette und viele viele Bücher für Kinder und Erwachsene zum Lesen. Die Hütte war sehr modern und liebevoll eingerichtet.
Tageshütte in Farsund
Vorbereitung Hüttentour
Wenn du auf Hüttentour gehst, dann solltest du natürlich dein entsprechendes Equipment mitnehmen, was du auch auf einer normalen Wanderung brauchst. Was ich hier auch viel gesehen habe und sich großer Beliebtheit erfreut sind Regenhüte, um das Wasser von den Schultern und dem Nacken fernzuhalten und auch Gamaschen, um die Boots vor Nässe zu schützen. Ansonsten ist Regenkleidung sicherlich wichtig, weil Norwegen nicht unbedingt das trockenste Land ist. Wanderstöcke sind sicherlich auch von Vorteil, um deine Knie zu schonen, wenn es stundenlang bergab geht.
Auf den meisten Hütten wirst du nur einen Hüttenschlafsack brauchen, da sie mit Bettzeug und auch Kissen ausgestattet sind. Deinen eigenen Schlafsack kannst du aber auch mitnehmen. Die Küchen sind oft sehr gut ausgestattet mit Equipment und bei den selbstbedienten mit einer gefüllten Speisekammer. Man rechnet das verwendete Essen dann über die App "Hyttebetaling" ab, genauso wie die Übernachtung selbst. Man kann vorab Betten buchen, aber es ist wohl auch immer eine gewisse Anzahl an "Notfallbetten" verfügbar, die nicht gebucht werden können. Eine Übernachtung im Schlafsaal kostet so ca. 30 € pro Person. Wenn du vorher noch eine DNT-Mitgliedschaft abschließt, gibt es einen guten Preisnachlass. Die Mitgliedschaft mit ca. 70 € pro Jahr rentiert sich sicherlich, wenn man mehrere Übernachtungen plant. Vorteil ist auch, dass man auf der Wanderung versichert ist. Und wenn du unter 25 Jahre alt bist, dann kostet sie nur die Hälfte.
Worauf du noch achten solltest ist, ob die Hütte geöffnet ist oder ob sie verschlossen ist oder nicht. Das siehst du alles in der App bei den Angaben zur Hütte. Manche Hütten sind ganzjährig geöffnet, wobei die meisten sind mit dem DNT-Schlüssel verschlossen sind und einige brauchen sogar einen Spezialschlüssel. Den DNT-Schlüssel kannst du für ca. 10 € kaufen und dann behalten. Man erhält ihn online oder auch an den Touristinformationen oder auf den größeren Hütten. Da habe ich meinen gekauft. Ich zähle jetzt zu den stolzen Hüttenschlüsselbesitzern :-).
DNT-Schlüssel
Schwierigkeitsstufen
Was man auch noch unbedingt beachten sollte ist, dass es bei den Touren unterschiedliche Schwierigkeitsstufen gibt: blau, rot und schwarz. Bei der roten Tour steht schon immer dabei: Nur für Geübte. Ich glaube, ich würde den Schwierigkeitsgrad als etwas höher ansetzen als bei uns, weil die Norweger das Wandern sicherlich mehr gewöhnt sind. Eine Bekannte meinte auch, dass sie schon rote Touren erlebt hat, auf denen man auch abschnittsweise etwas klettern musste. Meine Tour zum Preikestolen war "rot" und ich kann bestätigen, dass man mindestens trittsicher sein muss und auch entsprechendes Schuhwerk braucht. Mit Lederschuhen mit flachen und glatten Sohlen dort hoch zu gehen, wie ich es oft erlebt habe, ist keine gute Idee!
Anreise und Übernachtung
Wie gesagt, ich habe selbst keine größere Tour gemacht, gebe aber gerne wieder, was mir so erzählt wurde. Viele wandern sogar eine Woche oder länger von Hütte zu Hütte. Viele reisen dazu aus Oslo oder Stavanger mit dem Bus zu einer der größeren Hütten an und starten von dort aus ihre Tour. Ich selbst war mit dem Auto unterwegs und konnte einfach auf einem der Parkplätze am Fuße des Weges stehen bleiben und von dort aus meine Tour antreten.
Haukeliseter Fjellstue
Ich hatte gerade ja schon etwas über die Hütten berichtet, hier aber nochmal ein genauerer Einblick. Ich war auf zwei größeren Hütten: der Haukeliseter Fjellstue und der Preikestolen Fjellstue. Beide haben verschiedene Zimmer verschiedener (Preis-) Kategorien. Von chicen Doppelzimmern mit eigenem Bad bis hin zum Schlafsaal mit acht Betten und Dusche und Bad im Nebengebäude ist alles dabei. Ich selbst habe einmal in einem 6-er Schlafsaal mit mangelhafter und eigenwilliger Heizung übernachtet, wobei ich von den zwei Nächten nur einmal einen Mitbewohner hatte. Zur Dusche bin ich dann in Badeschlappen und im Regen in den Keller des Nachbarhauses bei ca. 7 °C gehuscht. Duschen konnte man mit Münzen, die man an der Rezeption bekommen hat. Die
Sanitäranlagen habe ich aber immer als sehr modern und sauber erlebt. Außerdem habe ich dort einen Kühlschrank genutzt und auch die Küche in meinem Zimmer. Es ist für alles gesorgt und beschriftet. Es wird immer davon ausgegangen, dass man Verantwortung übernimmt und alles so hinterlässt, wie man es vorgefunden hat. Das Wasser konnte man mit einem Kanister aus dem Nachbarhaus holen, um so auch Abwaschen oder Kochen zu können. Außerdem hatten wir eine Sauna direkt am Bergsee und einen Hot Tub. Ich habe es besonders genossen im Aufenthaltsraum am Kachelofen zu sitzen, Kanelbullar zu essen und mich mit den Norwegern über ihre Touren, Erlebnisse und ihr Land zu unterhalten. Da bekommt man immer die besten Tipps aus erster Hand!
Haukeliseter Fjellstue
In der Preikestolen Fjellstue dagegen gab es eigentlich nur Hotelzimmer mit einem eigenen Badezimmer. Ich habe mich da total wohl gefühlt. Es war nicht so wuselig wie in der anderen Hütten, aber auch sehr schön. Das Restaurant war da eher schon gehobene Küche. Auch hier gab es tolle gemütliche Couchecken mit Kamin und Fellen. Es gab neben dieser Hütte aber noch die "alte", erste Hütte, die Preikestollen Hytta. Diese hatte Schlafsäle und auch noch rustikalere günstigere Zimmer. Daneben gab es auch noch das sogenannte "Hikerscamp". Das waren so Halbröhren, die mit Betten ausgestattet waren. Ganz einfach, ohne Isolierung und man muss seinen eigenen Schlafsack mitnehmen. Geduscht und aufs WC gegangen wurde dann wieder im Nachbarhaus bzw. Gemeinschaftsbad. Es ist also für jeden etwas dabei. Ach ja, und als Camper konnte man an der Haukeliseter Fjellstue auch am Parkplatz gegen eine Gebühr stehen bleiben und dort die Sanitäranlagen mit nutzen.
Preikestolen Fjellstue
So viel zu den verschiedenen Wanderhütten in Norwegen. Ich hoffe, ich konnte dir einen kleinen Einblick ins Wandern in Norwegen geben und dir den Start auf der Suche nach der richtigen Tour erleichtern. Ich finde, Norwegen ist ein echtes Paradies für Naturliebhaber und die Hütten bieten eine tolle Möglichkeit mal für längere Zeit tiefer einzutauchen!
Auf was hast du Lust? Was möchtest du in Norwegen machen und ausprobieren? Magst du es eher komfortabel und "sicher" oder doch etwas wilder und abenteuerlustiger? Was wäre für dich das perfekte Erlebnis? Was würde es ändern? Wie kannst du es dir ermöglichen?
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